«Hey, ihr dürft rein»

Der Mann vom Sicherheitsdienst verweigerte uns den Eintritt. Wir waren zwar früher schon mal zu Besuch bei den Frauen in diesem Stripclub in Belgrad. Wir brachten ihnen Geschenke und unterhielten uns mit ihnen. Das wollten wir auch diesmal tun. Der Mann vom Sicherheitsdienst liess uns nicht rein und rief den Manager. Der kam und fragte auf englisch, woher wir seien und was wir hier wollten. Wir erzählten, dass wir aus der Schweiz sind. Zu unserer Überraschung begann der Manager auf Berndeutsch zu erzählen – von seiner Kindheit in der Schweiz, den serbischen Wurzeln, seiner gescheiterten Ehe und der Lebenskrise, die folgte. Alles sei zu viel geworden. Er kündigte seinen Job und wurde Manager des Stripclubs, vor dem wir nun standen. «Hey, ihr dürft rein, gratis», meinte er plötzlich, «aber ihr dürft nicht lange bleiben.» Im Club sprach uns eine der Frauen an und meinte, das sei ja lustig. Es seien schon mal Frauen gekommen, die Geschenke gebracht haben. Wir erzählten, dass wir das waren und ein herzliches Gespräch begann. Genau darum waren wir da. Wir begegneten den Frauen mit Freundlichkeit und Respekt, um ihnen so ein Stück Würde zu geben. Gott hat uns auf beeindruckende Weise die Türen dafür geöffnet.

Christina Wüthrich, Leiterin Lona Project

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